So wird das nichts mit der Pflegereform

BAGSO kritisiert Überlegungen der Bundesregierung, den Pflegegrad 1 abzuschaffen

Pressemitteilung

Im Zuge der Reformbemühungen in der Langzeitpflege hat die Bundesregierung offenbar in Erwägung gezogen, den Pflegegrad 1 zu streichen. Davon wären aktuell mehr als 800.000 Menschen betroffen. Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen lehnt eine solche Streichung der Leistungen entschieden ab. Sie fordert eine echte Reform des Pflegesystems, die vor allem die Qualität der Leistungen sicherstellt und die finanziellen Eigenanteile der Betroffenen deutlich begrenzt. Der Fokus einer solchen Reform muss auf der Vermeidung und Verzögerung von Pflegebedürftigkeit liegen und die Pflege muss nah an den Bedarfen der Betroffenen gestaltet werden – vor Ort in den Kommunen. „Die aktuellen Überlegungen, Leistungen einfach zu streichen, um Geld zu sparen, zeigen, dass die Bundesregierung noch nicht verstanden hat, worum es geht“, so die BAGSO-Vorsitzende Regina Görner. „So wird das nichts mit der Pflegereform.“

Die BAGSO fordert seit langem, ein System der Versorgung zu schaffen, das zunächst die Potenziale nutzt, um das Eintreten von Pflegebedürftigkeit möglichst lange hinauszuzögern und die Schwere der Pflegebedürftigkeit so weit und so lange wie möglich zu reduzieren. Dazu müssen Prävention und Rehabilitation eine sehr viel stärkere Rolle in der Pflege spielen. 

Genau dazu hatte die Einführung des Pflegegrades 1 beigetragen, der die Selbstständigkeit von Pflegebedürftigen fördert, einen Verbleib in der eigenen Häuslichkeit ermöglicht und pflegende Angehörige entlastet. Auch Menschen mit Demenz konnten so frühzeitig in das Versorgungssystem eingegliedert werden. Die BAGSO ruft die Bundesregierung auf, sich jetzt nicht wieder für ein planloses Schließen von Finanzlücken zu entscheiden, sondern die grundlegenden Probleme zu lösen. Sie appelliert erneut an die Politik, eine stärker präventiv-rehabilitative Versorgungskultur zu etablieren, die Pflegebedürftigkeit nicht tatenlos abwartet und dann deren Folgen irgendwie finanzieren muss. Dadurch könnten auch die immensen Kosten hochgradiger Pflegeversorgungen, die meist stationär stattfinden, nachhaltig reduziert werden. 

Mit Beantragung des Pflegegrades 1 können Menschen mit verhältnismäßig geringen gesundheitlichen Einschränkungen bis zu 131 Euro im Monat erhalten, um unterstützende Leistungen in Anspruch zu nehmen, die ihre Selbstständigkeit erhalten und die Pflege entlasten.

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