Präventive Hausbesuche für ein selbständiges Leben im Alter

Expertenworkshop stellt Pionier-Projekte aus Deutschland und den Niederlanden vor

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Gruppenfoto der Workshopteilnehmenden vor dem Eingang des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Der Übergang von einem selbstständigen Leben im Alter zur Hilfe- und Pflegebedürftigkeit verläuft häufig schleichend und Unterstützung wird meist erst gesucht, wenn es nicht mehr anders geht. Der Umzug in ein Pflegeheim erscheint dann häufig als einzige Lösung. Präventive Beratungsangebote in den eigenen vier Wänden können helfen, passgenaue Lösungen zu entwickeln, um Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten. Das zeigen Pionierprojekte aus Deutschland und den Niederlanden, die bei einem hochkarätig besetzten Expertenworkshop der BAGSO im November 2019 in Bonn vorgestellt wurden. Der Workshop sollte einen Beitrag dazu leisten, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarte Einführung präventiver Hausbesuche noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden kann.

Die niederländischen „Küchentischgespräche“ wurden als mögliches Modell vorgestellt. Die Kommunen haben in den Niederlanden den Auftrag haben, den Menschen zu helfen, so lange wie möglich zuhause zu leben. Dazu finden sogenannte „Küchentischgespräche“ statt, in denen verhandelt wird, wer welche Aufgaben übernimmt und wie der Alltag zu Hause bewältigt werden kann.

Von deutscher Seite stellte der Trägerverein Aktiv 55plus die Initiativen aus Radevormwald vor. Die aktivierenden Hausbesuche sind dort bereits langjährig etabliert. Ein Vertreter aus Ulm berichtete von den Erfahrungen der Stadt mit Hausbesuchen, die mit einem Gratulationsschreiben des Bürgermeisters zum 75. Geburtstag angekündigt werden. Aus Rheinland-Pfalz wurde berichtet, dass die schon länger etablierten „Gemeindeschwestern Plus“ nun auch durch Präventionsgelder gefördert werden.

Zum Abschluss des Workshops drängte die BAGSO darauf, aus den Erfahrungen zu lernen und präventive Hausbesuche durch die Kommunen systematisch und flächendeckend umzusetzen. Dies sei auch im Sinne der Ergebnisse des Siebten Altenberichts, die die Bedeutung der Kommunen für die Sicherung der Lebensqualität im Alter deutlich gemacht haben. Kommunen müssten finanziell angemessen ausgestattet werden, um Beratung bei älteren Bürgerinnen und Bürgern zu Hause anzubieten. Nach Ansicht der BAGSO wird es nur dann gelingen, den Grundsatz „ambulant vor stationär“ auch in einer Gesellschaft der Langlebigkeit umzusetzen.

An der Veranstaltung nahmen Vertreter des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), des Büro des Pflegebevollmächtigen und des Nationalen Gesundheitsministeriums der Niederlande teil. Der Workshop wurde von der Geschäftsstelle Internationale Altenpolitik der BAGSO finanziert.