Ältere Menschen in der Ukraine
Ältere Menschen zählen in bewaffneten Konflikten zu den besonders gefährdeten Gruppen. In der Ukraine leben sieben Millionen ältere Menschen über 65 Jahre. Viele von ihnen wollen oder können das Land nicht verlassen. Häufig bleiben sie allein zurück, ohne Familie und ohne ausreichende medizinische Versorgung. Auch die Älteren in Pflegeheimen sind dem Krieg häufig schutzlos ausgeliefert. Die ukrainische Seniorenorganisation „Age Concern Ukraine“ unterstützt ältere Menschen unter anderem durch eine Telefonseelsorge und mit Freiwilligen vor Ort.
Amnesty International: Bericht zur Wohnsituation älterer Menschen in der Ukraine
Ältere Menschen, insbesondere diejenigen mit Behinderungen, die im Verlauf des Krieges ihre Wohnungen verlassen mussten, finden oft keine angemessene neue Unterkunft. Zudem mangelt es an Pflege und Unterstützung, berichtet Amnesty International. Extrem niedrige Renten machten die Anmietung einer neuen Wohnung für viele ältere Menschen unerschwinglich, schreibt die Menschenrechtsorganisation. Die Notunterkünfte im Land seien aber nicht auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung eingestellt. Ältere würden daher oft in Heimen untergebracht, wo sie von ihren jüngeren Verwandten getrennt leben. Das führe zu Isolation und Vernachlässigung. Amnesty International fordert die internationale Staatengemeinschaft auf, finanzielle und technische Unterstützung bereitzustellen, damit alle älteren Menschen in der Ukraine unabhängig und in Würde leben können. Beim Wiederaufbau von Wohnraum müsse darauf geachtet werden, dass ein bestimmter Prozentsatz der Wohnungen für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung geeignet ist.
Parallel zum Bericht hat Amnesty International eine Videodokumentation veröffentlicht. Sie trägt den Titel „Dreaming in the shadows“ und zeigt die Lebenssituation von drei älteren Menschen in der Ukraine.
Zum Bericht (in englischer Sprache)
Ältere Menschen in der Ukraine: Bericht der UN-Menschenrechtsbeobachtungsmission
Die UN-Menschenrechtsbeobachtungsmission in der Ukraine (HRMMU) hat letzte Woche einen Bericht zur Menschenrechtssituation älterer Menschen im Zusammenhang mit dem laufenden bewaffneten Angriff Russlands auf die Ukraine veröffentlicht. Das Papier setzt sich u.a. mit den von der ukrainischen Regierung unternommenen Schritten zum Schutz und zur Verwirklichung der Rechte Älterer auseinander. Darüber hinaus enthält der Bericht Empfehlungen u.a. an die Russische Föderation, die Ukraine und die internationale Gemeinschaft, Maßnahmen zu treffen, um die Menschenrechte älterer Menschen zu gewährleisten. Die UN-Menschenrechtsbeobachtungsmission in der Ukraine wurde 2014 eingerichtet. Sie überwacht die Menschenrechtslage im Land und berichtet öffentlich darüber.
Desinformation im Kontext des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine
„Gemeinsam gegen Desinformation“ ist der Titel eines 13-seitigen Papiers, das die Bundesregierung veröffentlicht hat, um gegen gezielte falsche oder irreführende Informationen im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vorzugehen. Das Papier bündelt Antworten auf häufig gestellte Fragen, z.B. Was bedeutet Desinformation? Was macht die Bundesregierung zur Bekämpfung von Desinformation? Was kann jede und jeder Einzelne selbst dagegen tun? Das Papier steht in deutscher, englischer, ukrainischer und russischer Sprache jeweils in einer Kurz- und einer Langfassung zur Verfügung.
Kurzfassung in deutscher Sprache
FAQs (Kurzfassung) in englischer Sprache
Amnesty International: Bericht zur Situation älterer Menschen in der Ukraine
Amnesty International hat die Schwierigkeiten geflohener, älterer Ukrainerinnen und Ukrainer dokumentiert, in der Ukraine eine geeignete Unterkunft zu finden. Der Bericht hat den Titel "'I used to have a home’: Older people’s experience of war, displacement, and access to housing in Ukraine" („‘Ich hatte mal ein Zuhause': Die Erfahrungen älterer Menschen mit Krieg, Vertreibung und Zugang zum Wohnraum in der Ukraine‘“). Viele Notunterkünfte sind demnach für ältere Menschen mit Behinderung nicht zugänglich. Darüber hinaus berichten ältere Geflüchtete, dass sie sich die Miete für eine neue Unterkunft nicht leisten können.
Amnesty International: Russische Streitkräfte verschleppten ältere Menschen
Einem Bericht von Amnesty International zufolge wurden 92 Bewohnerinnen und Bewohner einer staatlichen Einrichtung für ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen in Mariupol zwangsweise in die von Russland kontrollierte "Volksrepublik Donezk“ umgesiedelt. Amnesty International dokumentierte mehrere Fälle, in denen ältere Menschen aus der Ukraine offenbar nach der Flucht aus ihren Heimatorten in Einrichtungen in Russland oder in von Russland besetzten Gebieten gebracht wurden. Diese Praxis verstößt gegen die Rechte der Betroffenen und erschwert ihnen, Russland zu verlassen bzw. in der Ukraine oder an anderen Orten mit ihrer Familie zusammengeführt zu werden, so Amnesty International.
Zur Pressemitteilung (auf Deutsch)
Zum Bericht (auf Englisch)
Salzburger Erklärung der ukrainischen Zivilgesellschaft zum Wiederaufbau
Um die zentrale Rolle der Zivilgesellschaft beim Wiederaufbau der Ukraine zu unterstreichen und ihren Zusammenhalt zu fördern, hat die gemeinnützige Organisation Salzburg Global Seminar vom 11. bis 15. Juli 2022 eine Zusammenkunft zivilgesellschaftlicher Vertreterinnen und Vertreter aus der Ukraine in Österreich organisiert. In einer gemeinsamen Erklärung haben sie Prioritäten für die Nachkriegszeit formuliert, u.a. Demokratieentwicklung, gesellschaftliche Vielfalt, Geschlechtergerechtigkeit, Klima- und Umweltschutz – und angesichts des nahenden Winters einen Sofortplan zur Sicherung der Grundbedürfnisse der Bevölkerung.
Nezabutni United: Hilfe für ältere Menschen und Menschen mit Demenz
Die ukrainische Initiative Nezabutni United hilft älteren Menschen und Menschen mit Demenz in der Ukraine und auf der Flucht. Sie unterstützt bei der Beschaffung von Medikamenten und bei der Evakuierung, bietet online medizinische und psychologische Beratung und stellt Informationen für Menschen auf der Flucht bereit.
Nezabutni ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich für eine demenzfreundliche Gesellschaft einsetzt. Bei diesem Projekt wird sie von „Ärzte ohne Grenzen“ unterstützt.
HelpAge International unterstützt ältere Menschen in der Ukraine
Die russische Invasion in der Ukraine bedroht auch das Leben von Millionen älteren Menschen. Sie haben häufig keinen Zugang mehr zu Gesundheitsdiensten und keinen Zugang zu Geld. Sie sind gezwungen zu fliehen oder bleiben alleine in Kriegsgebieten zurück. Help Age International unterstützt mit Mitarbeitern und Freiwilligen ältere Menschen in der Ukraine und auf der Flucht. Auf ihrer Internetseite berichtet die Hilfsorganisation von ihrer Arbeit und von den Menschen, die sie unterstützen.
Human Rights Watch: Ältere Menschen in Einrichtungen brauchen Schutz und Unterstützung
Die Auswirkungen des Krieges auf ältere Menschen waren noch nie so deutlich zu sehen wie im Konflikt in der Ukraine. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch beobachtet die Situation vor Ort und berichtet von drastischen Auswirkungen auf ältere Menschen in den umkämpften Gebieten. Auch Menschen in Einrichtungen seien betroffen. So seien Anfang April in der Ortschaft Bucha die Leichen von sechs älteren Menschen in einem Pflegeheim gefunden worden, die an Hunger gestorben seien. Human Rights Watch appelliert an Regierungen und Hilfsorganisationen, älteren Menschen Schutz und Beistand zu gewähren.
Zum Beitrag von HRW (Englisch)
Zu einem deutschsprachigen Beitrag von HRW zur aktuellen Situation in der Ukraine
AGE Platform Europe: Die „älteste“ humanitäre Krise der Welt
Die Ukraine hat eine der am schnellsten alternden Bevölkerungen weltweit. Bereits jetzt sind knapp 17 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt. Der europäische Dachverband der Seniorenorganisationen AGE Platform Europe weist in einem Beitrag auf ihre Situation hin und berichtet über Hilfsaktionen, die sich an Ältere in der Ukraine richten. Eine schnelle Bedarfsanalyse von Anfang März, die von HelpAge durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass nahezu alle älteren Menschen, die befragt wurden, nicht flüchten wollen – trotz des Mangels an Nahrung, Wasser und Strom sowie an medizinischer Versorgung.
Informationen aus erster Hand zur Situation älterer Menschen in der Ukraine
Wie erleben ältere Menschen in der Ukraine den Krieg und wie kann ihnen konkret geholfen werden? In einer Online-Veranstaltung am 17. März 2022 berichtete die ukrainische Seniorenorganisation „Turbota pro litnikh v Ukraini“ (Altenpflege in der Ukraine) von der aktuellen Lage der älteren Menschen und von ihrer Arbeit vor Ort. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschten sich darüber aus, welche Hilfsgüter dringend benötigt werden und wie praktisch geholfen werden kann. Die Veranstaltung wurde von der „Global Platform for the Rapid Generation and Transfer of Knowledge on COVID-19 and older adults in low and middle-income countries“ (GP-Older-COVID) organisiert, einem Netzwerk von Expertinnen und Experten, das sich im Verlauf der Pandemie zusammengetan hat.
Human Rights Watch: Ältere Menschen in bewaffneten Konflikten
Ältere Menschen in bewaffneten Konflikten sind oft einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Das hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einem Bericht zum Missbrauch älterer Menschen in bewaffneten Konflikten beschrieben. Der Bericht basiert auf Dokumentationen von 2013 bis 2021 aus 15 Ländern und befasst sich auch mit der Situation Älterer in der Ost-Ukraine. Human Rights Watch fordert von allen an bewaffneten Konflikten beteiligten Parteien, ältere Menschen zu schützen, Übergriffe auf sie zu verhindern und humanitäre Hilfe für ältere Menschen in Not zu erleichtern.
Ausführliche Meldung zum Bericht
Zum Bericht „No One is Speard: Abuses Against Older People in Armed Conflict“
Zum Bericht in einfacher Sprache (Englisch)
Nothilfe für ältere Menschen
Die ukrainische Hilfsorganisation „Turbota pro Litnh v Ukraini“ (TLU - Altenpflege in der Ukraine) liefert Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel. Sie leistet psychologische Unterstützung und hilft den älteren Menschen bei Luftangriffen in Bunker oder Schutzkeller zu gelangen. Die rund 1.500 Freiwilligen werden geschult und in ihrem Ehrenamt begleitet. Die BAGSO-Mitgliedsorganisation HelpAge Deutschland unterstützt TLU und andere Hilfsorganisationen für ältere Menschen in der Ukraine. Bei Spenden den Spendenzweck „Nothilfe Ukraine“ angeben.