Leben ohne Internet – geht’s noch?

Ergebnisbericht zu einer Umfrage der BAGSO

Menschen, die keinen Zugang zum Internet haben, stoßen in nahezu allen Lebensbereichen auf Schwierigkeiten. Das ist das Ergebnis der BAGSO-Umfrage „Leben ohne Internet – geht’s noch?“, an der von Mai bis Juli 2022 mehr als 2.300 Menschen ab 60 Jahre teilgenommen haben. Die Studie zeigt, welche Erfahrungen von Ausgrenzung ältere Erwachsene ohne Zugang zum Internet machen und welche Lebensbereiche betroffen sind. Betroffen sind demnach nicht nur Ältere, die das Internet gar nicht nutzen, sondern auch diejenigen, deren digitale Kompetenzen für die oft komplexen Anforderungen nicht ausreichen. Besondere Schwierigkeiten bereiten die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung und von Bürgerdiensten sowie des Bankensektors.

„Die neue Grundsteuersache ist unlösbar für Leute ohne Internet. Das ist echt diskriminierend. Wo steht geschrieben, dass ich Internet können muss.“

Die Digitalisierung und die damit verbundene Streichung nicht-digitaler Angebote wird auch im Gesundheits- und Pflegebereich als belastend erlebt. Dies betrifft zum Beispiel Arztpraxen, die zur Terminvergabe nur noch schwer telefonisch erreichbar sind, sowie den Zugang zum Impfen und Testen in der Pandemie.

„Ärzte sind telefonisch nicht erreichbar, man soll eine E-Mail schicken, sagt der AB. Konsequenz: Keine Hilfe, kein Arzttermin.“

Im Freizeit- und Kulturbereich sind Ticketbuchungen ohne Internet kaum noch möglich. Schwierigkeiten macht auch die Buchung von Fahrkarten sowie Fahrplanauskünfte im Bereich Mobilität. Verträge können häufig nur noch digital abgeschlossen werden oder der Abschluss auf dem Papierweg ist mit mehr Kosten verbunden. In insgesamt zwölf zentralen Lebensbereichen wurden Schwierigkeiten im Alltag geschildet. Dabei wurde auch deutlich, dass sie sich dadurch ausgegrenzt und diskriminiert fühlen.

„Bei den Nachrichten im Fernsehen heißt es häufig: WEITERE INFORMATIONEN IM INTERNET. Da ich kein Internet habe, ist das nicht möglich. Ich bin zwar 91 Jahre alt, aber im Kopf noch klar und an allem vor allem Politik interessiert. Wenn man keine Zeitung mehr lesen kann und kein Internet hat, dann ist man von vielen Dingen abgeschnitten.“

Dringend gewünscht und benötigt werden weiterhin klassische Zugangswege: telefonisch, postalische und persönliche Erreichbarkeit und gedruckte Materialien und Formulare. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sind dazu aufgerufen, die digitale Exklusion älterer Erwachsener ernst zu nehmen. Die BAGSO fordert, gute digitale wie nicht-digitale Lösungen zu entwickeln oder aufrechtzuerhalten, damit ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben aller Bürgerinnen und Bürger in Deutschland bis ins hohe Alter möglich bleibt.

Portrait von der BAGSO-Vorsitzenden Dr. Regina Görner

„Wer möchte, dass ältere Menschen sich souverän durch das Gesundheits- und Pflegesystem bewegen, durch Techniknutzung länger selbstbestimmt und autonom leben können und als Bürgerinnen und Bürger gut informiert an Gesellschaft und Politik partizipieren, der muss einfache und verständliche digitale Lösungen entwickeln wie auch nicht-digitale Zugänge aufrechterhalten. Die große Zahl von Rückmeldungen auf unsere Umfrage zeigt, wie drängend das Problem ist“, so Regina Görner.